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Geführte Radtour durch Staffort am Sonntag, den 11. Oktober 2020 - Spannende Einblicke in Stafforts Natur

Am 11.10.2020 wurden wir von Herrn Hartmut Hauth, dem Ersten Vorsitzenden des Vereins der Natur- und Vogelfreunde Staffort e.V., sowie von dem Obstbaumexperten Matthias Hausser zu einer Führung zu naturkundlich interessanten Orten in und um Staffort eingeladen. Bei eher kühlem Wetter mit Aussicht auf Regen trafen wir uns mit den Fahrrädern an der Holzbrücke über die Pfinz, am süd-westlichen Rand von Staffort. Fast die ganze Fraktion und weitere Mitglieder und Interessierte des Grünen Ortsverbands nahmen teil, insgesamt waren wir 11 Personen....

20.10.20 –

Am 11.10.2020 wurden wir von Herrn Hartmut Hauth, dem Ersten Vorsitzenden des Vereins der Natur- und Vogelfreunde Staffort e.V., sowie von dem Obstbaumexperten Matthias Hausser zu einer Führung zu naturkundlich interessanten Orten in und um Staffort eingeladen.

Bei eher kühlem Wetter mit Aussicht auf Regen trafen wir uns mit den Fahrrädern an der Holzbrücke über die Pfinz, am süd-westlichen Rand von Staffort. Fast die ganze Fraktion und weitere Mitglieder und Interessierte des Grünen Ortsverbands nahmen teil, insgesamt waren wir 11 Personen.

Die erste Station war die Streuobstwiese südlich von Staffort zwischen Pfinz und Ruschgraben. Herr Hausser erläuterte die Eigenschaften der Streuobstwiese, ihren historischen Hintergrund und die Schwierigkeiten beim Erhalt.

Es ist eine große Fläche mit Bäumen verschiedener Größe, Hochstamm und kleinere Bäume, Bäume verschiedener Jahrgänge und auch Geburtenbäume. Der Begriff "Streuobst" kommt nicht von verstreutem Obst unter den Bäumen, sondern von einem verstreuten verteilen der Bäume auf der Wiese. Insofern ist diese Wiese in Staffort mit den in Reihe angeordneten Bäumen keine typische Streuobstwiese.

   Streuobstwiese in Staffort. Alle Fotos: Susanne Suhr

Herr Hausser ging auch auf die Geschichte der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg ein. So wurden die Hochstammbäume mit Beginn des 20. Jahrhunderts durch schwachwüschsige Bäume ersetzt. Der Plantagenanbau entwicklete sich. Früher habe es noch 18 Millionen Bäume in BW gegeben, heute seien es noch 8 Millionen Bäume außerhalb von Plantagen. In den 60er/70er Jahre erfolgte eine Rodungsprämie für Hochstammbäume. Nachpflanzungen erfolgten nicht, so dass der Verlust von Streuobstbäumen vorangetrieben wurde.

Boden:

Schnell wurde anhand der Vegetation deutlich, dass es einen Unterschied in der Bewirtschaftung des Bodens im südlichen und im nördlichen Teil gibt. Im nördlichen Teil wird das gemähte Gras gemulcht, so dass viel Stickstoff am Boden gehalten wird. Es wachsen überdurchschnittlich viele Brennesseln. Das mag auf den ersten Blick nicht schlimm sein, sind sie doch gut für Schmetterlinge. Aber wie überall gilt auch hier, dass die Mischung - also die Biodiversität - der Pflanzen wichtig ist.

Ideal wäre es, auf der gesamten Fläche das Gras als Heu zu verwenden. Alternativ wäre es möglich, Schafe weiden zu lassen. Bei der Frage, ob auch Rinder gehalten werden könnten, erläuterte Herr Hausser, dass Ziegen und Rinder die Bäume beschädigen könnten. Rinder aufgrund ihrer Hörner. Es wäre jedoch möglich, Jungrinder in einzelnen Bereichen der Wiese weiden zu lassen.

Streuobstwiesen - eine große Aufgabe, am besten durch viele Hände zu meistern

    Streuobstwiese in Staffort

Streuobstwiesen nehmen in unserer Kultur und in unserer ökologischen Vielfalt in Baden-Württemberg einen großen Stellenwert ein. Sie sind Biotope mit großer Artenvielfalt. Die Wiese bietet Lebensraum für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. Herr Hausser lud dazu ein, im Frühjahr, wenn die Bäume in Vollblüte stehen, zu kommen und das Summen der Bienen zu erleben. Eine Vielfalt von Vögel lebe hier, so der Vogelkundler Herr Hauth, Spechte, Meisen, Wiedehopf und Rotschwanz. Teil des Biotops sind das Totholz, die Früchte, Felchten und Moose. Eine Streuobstwiese sorgt zudem durch die vielen verschiedenen alten Obstbaumsorten für den Erhalt der genetischen Vielfalt. Herr Hausser nannte nur einige, wie den Winterrambur, den Berner Rosenapfel, die Pastorenbirne und den Birnbaum "Gute Luise", welche ihren Platz auf der Wiese in Staffort gefunden haben.

Herr Hausser erläuterte, dass die große Aufgabe darin besteht, sie zu erhalten. Hierfür fehlt es häufig an Menschen, welche die einzelnen Bäume schneiden, die Äpfel sammeln und die Wiesen pflegen. Auf dieser Fläche in Staffort, welche der Stadt gehört, übernehmen zwei Landwirte die Wiesenpflege. Auf den Stickstoffeintrag wurde oben bereits hingewiesen. Hier finden Gespräche über Verbesserungsmöglichkeiten statt. Die Pflege der Bäume sollte optimalerweise von der Bevölkerung übernommen werden. Wer schneidet, darf auch ernten - ein schöner Ausgleich. [Die Geburtenbäume, welche Eltern von Neugeborenen angeboten bekommen, werden rege nachgefragt. Leider verliert sich das Interesse im Laufe der Jahre. Es ist möglicherweise angenehmer, Äpfel im Supermarkt zu kaufen. Vielleicht liegt es an der Lagerungsmöglichkeit oder der Sorge, beim Schnitt einen Fehler zu machen. Hier kann der Obst-und Gartenbauverein helfen.] Nicht jede Familie, welche nach Stutensee zieht, kennt das System der Baumpatenschaft. Vielleicht fehlt es für eine kontinuierliche Weitergabe von Baumpatenschaften auch an einer offensiveren Bewerbung. In unserer digitalen Zeit wäre es doch sinnvoll, eine Karte online zu stellen, auf welcher ersichtlich ist, welche Bäume zur Pflege und zum Ernten oder auch nur zum Ernten zur Verfügung stehen. Weitere Ideen wollen wir mit dem Umweltbeauftragten Herrn Scholer bei Gelegenheit besprechen.

 

Weiter ging es - mit einem kurzen Blick auf den Storchenmast mit Nest im Westen von Staffort - zur nächsten Streuobstwiese am “Stafforter Schlossbuckel”. Ein historischer Ort für Staffort mit schönen alten Bäumen, auch einem alten efeubewachsenen Apfelbaum, in dessen Stammhöhlen Insekten und Tiere ein Zuhause gefunden haben.

Schlosshügel in Staffort

Ursprünglich gab es ein vollständiges Band um Staffort aus Streuobstwiesen zur Versorgung der Bevölkerung. Heute gibt es Stellen, welche nicht mehr nachgepflanzt werden. Hier sollte dringend die Fläche wieder als Streuobstwiese genutzt werden. Das alte Trafohäuschen in Staffort beherbergt heute Eulen. Auf dem Weg Rund um Staffort kamen wir am Gelände der DHU vorbei und fuhren weiter bis zum Netto-Einkaufsmarkt. Die Fahrradwegeführung lässt hier weiterhin zu wünschen übrig. Direkt beim Netto führt östlich der Weingarter Bach vorbei. Hohe Schilfhalme verdecken ihn. Leider muss er regelmäßig von Müll befreit werden, da der Wind aus Westen vom Parkplatz des Netto-Marktes den Müll dorthin weht. Ein Zaun könnte das auf einfache Weise verhindern. Leider bewegen sich weder der Netto-Inhaber noch Staffort.

Das Biotop im Weingarter Bach ist nicht in einem guten Zustand. Die Bäume an seinem Rand werden in den nächsten Jahren absterben, so die Prognose von Herrn Hauth. Er sieht hier dringenden Handlungsbedarf der Stadt, sich um die Pflege des Biotops zu kümmern.

Den umstrittenen grasbedeckten Feldweg am Bach vom Netto entlang zu den Feldern sind wir gefahren. Diesen Weg zu teeren und damit die Landschaft deutlich zu verändern, ist abzulehnen. Auch das Anlegen eines Schotterwegs für wenige Menschen, welche nicht die vorhandenen Straße nehmen wollen, erscheint unverständlich.

Der Weg führte weiter am Feld entlang in westliche Richtung mit Blick auf eine Baumreihe. Herr Hauth erläuterte zum vorhandenen Graben, dass zum Zweck der Verbesserung die Bäume und Büsche vor drei Jahren entfernt worden seien. Gewonnen habe man dadurch nichts. Es ist ein schönes Beispiel, dass zu viel Eingreifen des Menschen mehr kaputt macht, als Gutes bewirkt.

Der Abschluss fand auf der Wiese hinter dem Waldkindergarten statt. Ein Kindergartengelände, wie es schöner Astrid Lindgren nicht hätte erschaffen können. Hinter dem Kindergarten befindet sich eine Wiese mit Obstbäumen und einer Bienenhotelanlage. Deutlich ist zu erkennen, wie die Trockenheit den Bäumen zu schaffen macht. Auch die Wiese, eine wertvolle Magerwiese, ist aufgrund der Trockenheit ungewöhnlich niedrig. Herr Hauth berichtete, dass auf dieser Wiese jährlich eine Vogelzählung durchgeführt wird. Der Neuntöter sei regelmäßig auf der Fläche unterwegs. Er lebe in den angrenzenden Büschen.

Wieder bestätigte sich, wie sehr es sich lohnt, sich von der ortskundigen Bevölkerung ihren Stadtteil zeigen zu lassen.

Herzlich bedanken wir uns hiermit nochmals bei Herrn Hauth und Herrn Hausser für die Einladung und die eindrucksvolle Führung.

Susanne Suhr

Der Verlauf der Radfahrt ist auch auf der Karte "Grüne Themen" zu finden.

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