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24.11.21 –
Seit einigen Jahren ist das Schulsystem im Umbruch: Viele Schulen sind zu Ganztagsschulen entwickelt worden. Mit dieser Umstrukturierung wird es notwendig, dass die Schulen eine Versorgung mit Essen und Trinken anbieten. Schulverpflegung in Deutschland hat also im Ganztagsbetrieb eine gewisse Tradition. Die Partizipation von Schüler*innen sollte dabei eine wichtige Rolle spielen.
Die Mensa am Schulzentrum der Erich-Kästner-Realschule und des Thomas-Mann-Gymnasiums in Blankenloch, die verlässlichen Grundschulen in Blankenloch, Büchig, Spöck, Friedrichstal und Staffort sowie der Kindergarten „Zauberwald“ in Büchig bieten warmes Mittagessen an und bekommen das Essen von einem Caterer. Der Bedarf an Mittagessen in Stutensee liegt damit bei ca. 1000 Mittagessen mit steigender Tendenz.
Warum ist die Schulernährung so wichtig?
Ein gut ausgebildeter Mensch kann den ökonomischen Wohlstand seines Landes verbessern. Laut Prof. Donald Bundy, Professor für Epidemiologie und Entwicklung an der London School of Hygiene & Tropical Medicine gehen 70% des Wohlstands Deutschlands auf das Konto dieses Humankapitals – so bezeichnet man die Gesamtheit der Fähigkeiten, des Wissens, der Erfahrung und des Verhaltens der Bevölkerung. Will man jedoch die Bildung verbessern, reicht es nicht aus, in das Lernen zu investieren, etwa in Schulen, Lehrkräfte und Schulbücher. Um ein lernförderliches Umfeld zu schaffen, sollte auch in die Kita- und Schulernährung investiert werden: Ein nicht ausgewogen ernährtes Kind kann sich schlechter konzentrieren und als Erwachsener nicht sein volles Potenzial erreichen.
Gesundheitsförderliche Lebensweise erlernen
Was wir als Kinder zu essen lernen, beeinflusst, wie wir aufwachsen. Fettleibigkeit beginnt in der Kindheit und wird durch frühkindliche Ernährungsgewohnheiten bestimmt. In Deutschland sind Krankheiten Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen, die zum wesentlichen Teil mit frühen Ernährungsgewohnheiten zusammenhängen, die größte Herausforderung. Wenn wir schon in jungen Jahren gute Gewohnheiten wie gesunde Ernährung erlernen, können wir davon ein Leben lang profitieren.
Akzeptanz und Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln nehmen stark zu, weil sich immer mehr Menschen mit dem Thema nachhaltige Ernährung auseinandersetzen. Sie erkennen, dass Bioprodukte gut sind für Natur, Umwelt und Tiere und dass sie zum Erhalt der Biodiversität und auch zum Klimaschutz beitragen.
Im „Bio-Städte-Netzwerk“ haben sich Städte wie Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg, Berlin und Bremen zusammengeschlossen. Diese Städte fördern Bio-Essen in öffentlichen Kantinen und verpflichten sich, die ökologische Landwirtschaft und die Verwendung von Bio-Verpflegung in ihren Einrichtungen zu fördern. Auch die Stadt Stutensee könnte diesem Netzwerk beitreten und damit den ökologischen Landbau und die Weiterverarbeitung der Erzeugnisse mit kurzen Transportwegen und regionaler Wertschöpfung fördern sowie durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Netzwerkstädten ihre Kompetenzen weiterentwickeln.
Die Grüne-Gemeinderatsfraktion hat in einem interfraktionellen Antrag mit der SPD in Karlsruhe einen Antrag auf 100 % Bio-Essen in Schulen, Horten, Kitas und Kantinen gestellt, der am 15.06.21 beschlossen wurde. https://web3.karlsruhe.de/Gemeinderat/ris/bi/vo0050.php?__kvonr=41031
Derzeit beträgt die Verpflegung in den Schulen, Horten, Kitas und der Ratskantine von Karlsruhe 25 % und wird in Stufen von jeweils 25 % bis 2027 auf 100 % erhöht.
Die Stadt Karlsruhe konnte aufgrund der höheren verbindlichen Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln das Vertrauen bei Landwirten schaffen, da diese sichergehen können, dass sich die Umstellung auf einen ökologischen Betrieb lohnt.
Die Einführung von 25% Bioanteil der Schul- und Kita-Verpflegung konnte in Karlsruhe durch eine modifizierte Küchenplanung kostenneutral umgesetzt werden. Erst bei höheren Quoten würden Mehrkosten entstehen. Diese können teilweise aufgefangen werden, wenn mehr regionale und saisonale Produkte verwendet werden. Damit wird auch die Klimarelevanz der Nahrungsmittel berücksichtigt und eine signifikante CO2-Reduktion erreicht.
Diese Erkenntnisse könnten auch für Stutensee für zukünftige Ausschreibungen von Schul- und Kita-Verpflegung ein Vorbild sein. Um die Mehrkosten auch für Kinder und Jugendliche aus Familien, die ein geringes Einkommen haben, aufzufangen, gibt es Zuschussmöglichkeiten in Stutensee über dasBildungspaket „Leistungen für Bildung und Teilhabe“ zu beantragen. Berechtigt sind Bezieher*innen von Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld, Sozialhilfe, Kinderzuschlag oder Wohngeld. Die Kosten werden dann über ein Antragsverfahren für das Mittagessen übernommen. Laut Sozialbericht vom Landkreises Karlsruhe (Stand Dezember 2018) sind 5,4 % der Minderjährigen in Stutensee zuschussberechtigt.
Die Umstellung auf 50 bis 100 % Bio-Essen in Schulen, Horten, Kitas und Kantinen ist für Stutensee ein langfristiger Transformationsprozess. Dieser Prozess wird sicherlich anspruchsvoll werden. Aber gerade auch mit Blick auf die Coronakrise sind die Menschen viel eher bereit, sich mit der Qualität ihrer Lebensmittel auseinanderzusetzen. Diese Aufbruchstimmung sollten wir nutzen, um jetzt auch die richtigen Rahmenbedingungen in politischer Hinsicht zu schaffen.
Und diesen Transformationsprozess für alle Akteure erfolgreich zu gestalten, braucht es Beratungsprogramme und Vereine wie den Verein „Tischlein Deck Dich“, der den Schulen und Kitas zur Seite steht, um diesen Prozess zu begleiten. Das Kinderkochmobil KiKoMo kommt vom 22.11.21 bis 3.12.21 nach Stutensee auf das Gelände des GrauBaus. In Workshops geht es darum, Kinder und Jugendliche für klimafreundliches Essen zu begeistern.
Christine Stemke
Kategorie
Anträge und Beschlüsse | Gemeinderatsfraktion | Gesundheit | Kinder und Jugend
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