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Haushaltsrede 2025 Bündnis 90/Die GRÜNEN Stutensee
gehalten von Kathrin Weisser / Es gilt das gesprochene Wort!
Liebe Mitbürger*innen,
sehr geehrte Gemeinde- und Ortschaftsratsmitglieder,
Mitarbeitende in der Verwaltung und
Amtsleitungen,
sehr geehrte Frau Erste Bürgermeisterin Schönhaar,
sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Becker,
ich darf heute die Haushaltsrede für die Grüne Fraktion Stutensee halten. Im Vorfeld
habe ich mir überlegt, was ich Ihnen mit meiner Rede vermitteln will. Ganz sicher
keine Zahlen, die können Sie im Haushaltsplanentwurf nachlesen. Ich möchte
vielmehr auf folgende Aspekte eingehen: Wo liegen unsere grünen Schwerpunkte und
wie lassen sich diese im Haushalt abbilden? Aus Gründen der
Geschlechtergerechtigkeit verwende ich ab jetzt durchgehend die weibliche Form.
Verwaltung und Oberbürgermeisterin reden beim Haushaltsplanentwurf für das Jahr
2025 von einem Sparhaushalt. Trotz allen Sparens stehen wir im Ergebnis bei -4,6
Millionen Euro. Wir können die laufenden Abschreibungen nicht erwirtschaften, was
für einen generationengerechten Haushalt notwendig wäre. Obwohl es also primär
ums Sparen geht, sehen wir dennoch Bereiche, in denen wir mehr Geld als geplant
einsetzen oder investieren wollen. Zumal Kredite Schulden bei den Banken sind,
während nicht getätigte Investitionen Schulden bei unserer jetzigen und folgenden
Generationen darstellen.
Klimaschutz, Umweltschutz, Artenschutz und Nachhaltigkeit
Für unsere grünen Kernthemen Klimaschutz, Umweltschutz, Artenschutz und
Nachhaltigkeit ist der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien ein zentraler
Baustein. Klimaneutralität und Unabhängigkeit von fossiler Energie sind unser Ziel.
Hierzu braucht es all unsere lokalen Ressourcen, ob privat oder kommunal, Dächer,
Balkone und Freiflächen. Der kommunale Dachausbau schreitet voran, der erste
Stromverbund unter städtischer Regie ist fast fertig gestellt, ein weiterer in Arbeit.
Privat werden die Stutenseerinnen 2025 weiterhin bei Balkonsolarmodulen und
Dachbegrünung gefördert. Bei Freiflächen-PV gibt es Ansätze, eine Anlage auf oder
neben der alten Deponie Mettlach zu realisieren. Eine strategische Konzeption zu
Freiflächen-PV wird in 2025 jedoch noch nicht erstellt werden. Wir halten diese für
dringend notwendig, damit wir festlegen, welche Standards, zum Beispiel im Bereich
Artenschutz und Bürgerbeteiligung, bei der Umsetzung erfüllt sein müssen. Darauf
haben wir bei den Haushaltsberatungen hingewiesen. Jede lokale Energiequelle, die
wir schaffen, ist eine Investition in Unabhängigkeit und künftige Einnahmequelle
gleichermaßen.
Ein weiterer Baustein auf dem Weg dahin ist die Kommunale Wärmeplanung. Die
Erstellung des Kartentools, in dem für jede Bürgerin ersichtlich ist, ob und wann ihr
Anschluss an das Wärmenetz erfolgen kann, wurde für 2025 zurückgestellt. Da es hier
aktuell tatsächlich nichts zu sehen gibt, tragen wir diese Entscheidung mit. Was jedoch
nicht bis 2030 warten darf, ist die Fertigstellung dieser Planung. Unsere
Hausbesitzerinnen brauchen Klarheit: Wärmepumpe und Solarmodule jetzt oder
warten auf die Fernwärme.
Im Verkehrssektor gibt es auch Möglichkeiten, den Verbrauch zu senken oder auf
andere Energieträger zu wechseln. Deshalb wird die E-Mobilität mit dem Bau von
Ladesäulen gefördert. Einige wurden bereits installiert, weitere werden folgen. Ziel ist
eine flächendeckende Versorgung. Durch das Förderprogramm Klimaschutz und
Klimawandelanpassung versuchen wir, die Nutzung von Carsharing-Fahrzeugen und
den Erwerb von Lastenrädern attraktiv und leistbar zu machen. Wir als Stadt,
Bürgerinnen und Gemeinderat nehmen am Aktionsplan für Mobilität, Klima und
Lärmschutz teil. Damit sollen nachhaltige Mobilität gefördert, Treibhausgase eingespart,
Lärm reduziert und lokale Herausforderungen im Verkehr gelöst werden. Wie Sie sich
denken können, ist gerade letzteres keine leichte Aufgabe.
Im Bereich ÖPNV müssen wir aufpassen, dass unsere aufgebauten Strukturen und vor
allem die Taktung nicht aus Spargründen reduziert werden. Das Angebot muss so
attraktiv sein, dass es keiner Überlegung bedarf, ob man Auto oder ÖPNV nutzt.
Das städtische Förderprogramm für Biodiversität und Artenvielfalt kommt größtenteils
unseren Landwirten zugute. Sie erhalten Zuschüsse für das Säen von Blühpflanzen auf
ihren Feldern: ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz hier in Stutensee. Für private
Naturliebhaber wurde das beliebte Baum- und Strauchprogramm verlängert und um
Nisthilfen sowie Kotbrettchen für Vögel und Fledermäuse erweitert.
Ein Waldleitbild muss 2025 dringend erarbeitet werden, um 2026 das erforderliche
Forsteinrichtungswerk zu erstellen. Dies wurde auch beschlossen, doch leider konnte
sich die etwas teurere Variante mit Beratung durch externe Experten und einer
umfassenden Bürgerbeteiligung, trotz unseres vehementen Dafürhaltens, im
Gemeinderat nicht durchsetzen. Im Haushaltsplan ist jetzt nur die abgespeckte Version
unter Federführung des Forstes mit geringerer Bürgerbeteiligung enthalten.
Die Stadt Stutensee beteiligt sich am European Energy Award (eea), der Kommunen
für ihren strategischen Klimaschutz auszeichnet. Zudem nimmt Stutensee am
European Climate Adaption Plan (eca) teil, der Maßnahmen zur Anpassung an den
Klimawandel, wie das Starkregenrisikomanagement, würdigt. Wir Grüne begrüßen
dies und unterstützen die Fortsetzung beider Programme.
Soziale Gerechtigkeit und Teilhabe
Wichtig für das Funktionieren einer Gesellschaft sind soziale Gerechtigkeit und
Teilhabe. Durch das neu geschaffene Amt für Bildung, Kultur und Soziales mit den
Sachgebieten "Jugend, Bildung und Betreuung" und "Kultur, Integration und Soziales"
werden die Unterstützung unserer Mitbürgerinnen mit Sozialhilfebedarf, die Anliegen
unserer Kinder und Jugendlichen und die Integration der zu uns geflüchteten
Menschen gestärkt.
Wir sehen weiteren Bedarf an einer Stelle für Kultur, Ehrenamt und Vereine. Diese
würde das Ehrenamt fördern, kulturelle Veranstaltungen in Stutensee organisieren und
als Ansprechpartnerin für die Vereine dienen. Die Erstellung einer einheitlichen
Vereinsförderrichtlinie begrüßen wir. Leider wurde dies auf 2026 verschoben.
Zur sozialen Gerechtigkeit gehört auch bezahlbarer Wohnraum. Diesen hoffen wir, in
den nächsten Jahren vermehrt mit dem Eigenbetrieb Stadtwohnung zur Verfügung
stellen zu können. Dazu gehört auch der gezielte Erwerb von passenden Grundstücken
oder Wohnungen. Um dies auch in 2025 möglich zu machen, haben wir Grünen in den
Haushaltsberatungen beantragt, dass der Pauschalbetrag von 800.000 Euro für den
Erwerb von Immobilien auch 2025 im Haushalt mit eingeplant wird. Der Gemeinderat
ist uns mehrheitlich gefolgt.
Zur Teilhabe gehört Barrierefreiheit. Öffentliche Räume und Dienstleistungen müssen
für alle zugänglich sein. Das gelingt durch Umbaumaßnahmen im realen Leben und
durch sinnvolle Digitalisierung. Das digitale Angebot der Stadt muss kontinuierlich
ausgebaut, dabei aber gleichzeitig das bestehende Angebot vor Ort soweit erhalten
werden, dass alle Bürgerinnen Zugang zu kommunalen Dienstleistungen und
Informationen haben.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Eine nachhaltige Stadtplanung sieht Dach- und Fassadenbegrünung, Entsiegelung von
Flächen, Regenwassernutzung- oder Einspeisung vor. Innenstadtverdichtung hat
Priorität gegenüber dem Bauen im Außenbereich. Diese Maßnahmen fordern wir
immer wieder konsequent ein. Auch die baulandpolitischen Grundsätze müssen dieses
Jahr gefasst werden. Sie dienen als Grundlage für weitere Entscheidungen, z.B. ob und
wie das Gewerbegebiet Blankenloch West erschlossen werden soll, welchem wir
kritisch gegenüberstehen.
Lobenswert erwähnen möchten wir, dass die Grünflächenstrategie der Stadt Stutensee
zur Aufwertung innerstädtischer Flächen für Mensch und Natur weitergeführt wird,
auch nachdem die Förderprogramme des Landes dafür ausgelaufen sind.
Sanierungsstau
Generell besteht bei unserer kommunalen Infrastruktur wie Schulen, Kindergärten,
Wasser, Abwasser, Straßen usw. enormer Sanierungsbedarf. Dort ist in den letzten
Jahrzehnten viel kaputt gespart worden. Das kommt uns jetzt teuer zu stehen:
geschätzt 100 Mio € in den nächsten Jahren. Die nötigen Sanierungen werden zur Zeit
erfasst und daraus ein "Fahrplan" erstellt, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge
umgesetzt werden sollen. Aufgrund der immer noch angespannten Personallage ist
nicht alles sofort realisierbar.
Schulzentrum
Ein großes Projekt in den kommenden Jahren für Verwaltung und Gemeinderat ist die
Sanierung des Schulzentrums mit Erweiterungsbau. Die steigenden Bedarfe aufgrund
der prognostizierten Entwicklung der Schülerinnenzahlen sind bekannt.
Der Trend in der Mensa hingegen ist gegenläufig. Um diesen umzukehren, haben wir
folgende Ideen eingebracht: Workshops zu gesunder Ernährung, regelmäßige
gemeinsame Mensa-Besuche der Lehrerinnen mit ihren Klassen oder Kochkurse für
die Schülerinnen in der Mensa. Wir haben der Verlängerung des Liefervertrags für das
Mensaessen zugestimmt, um die aktuelle Versorgung aufrecht zu erhalten, jedoch
darauf hingewiesen, dass die nächste Ausschreibung bereits diesen Herbst beginnen
muss. Hier fordern wir mehr Bioanteil und regionale Produkte.
Wir stehen voll hinter dem Zweckverband Musikschule Hardt und der vhs Karlsruhe
Land und tragen nötige Kosten mit, die nicht durch Gebühren oder andere Einnahmen
gedeckt werden können.
Bürgerbeteiligung
Um den Bürgerinnen Entscheidungen nahezubringen, braucht es transparente
Entscheidungsprozesse und aktive Bürgerbeteiligung. Auch zeitnahe vollumfängliche
Informationen zu getroffenen Entscheidungen sind wichtig. All dies bringen wir
immer wieder in Erinnerung. Es muss in den sozialen Medien, nicht nur auf der
Webseite der Stadt und in der Stutenseewoche informiert werden, um alle
Generationen zu erreichen.
Wirtschaft
Stutensee hat endlich wieder eine Wirtschaftsförderin. (Es ist tatsächliche eine Frau,
nicht gegendert!) Eine ihrer ersten Aufgaben war es, die Studie zur
Innenstadtentwicklung voranzutreiben. Wie zu erwarten fehlt es innerorts an
interessanten Einkaufsmöglichkeiten, an Sitz- und Begegnungsmöglichkeiten wie z.B.
Cafés oder Bänken und an Platz für Fußgängerinnen und Radfahrerinnen.
Eine Aufwertung des Wochenmarkts in Blankenloch sowie weitere Märkte in den
anderen Stadtteilen sind wünschenswert. Es fehlt eine soziale und kommunikative
Komponente. Ich habe schon vor längerem vorgeschlagen, dass man einen
Kaffeeausschank mit Sitzgelegenheit anbietet. Auch mehr unterschiedliche
Produkte/Stände wären von Vorteil: Sie erhöhen die Attraktivität des Markts und der
Innenstadt an sich.
Wir wünschen uns, dass Stutensee bevorzugt die Entwicklung bereits ansässiger
Unternehmen sowie die Ansiedlung nachhaltiger Unternehmen oder Start-Ups fördert.
Wir schlagen vor, die Flächenpotenziale in den bestehenden Gewerbegebieten
dahingehend zu prüfen und zu nutzen.
Finanzen und Haushaltsplanung
Wie auch im Privaten bedeutet verantwortungsvolles Haushalten in einer Kommune,
dass man sich genau überlegt, welche Ausgaben nötig, welche Einnahmen zu erwarten
sind und wo es mögliches Einsparpotenzial gibt. Die Erfahrung zeigt, dass in den
letzten Jahren das Ergebnis immer besser war, als ursprünglich geplant. Das gibt uns
einen gewissen Spielraum. Wir brauchen eine transparente und nachhaltige Planung,
die ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Das bedeutet auch, dass eine
Priorisierung für die Themen erfolgen muss, die den Bürgerinnen eine langfristige
Lebensqualität und Klimaneutralität sichern. Es kann nicht alles aus Spargründen
einfach weggelassen werden. Das sind unsere Beweggründe, die Pauschale für
Immobilienerwerb und eine Stelle im Bauamt für den Straßenbau zu beantragen, die
Konzeption für Freiflächen-PV einzufordern, beim Waldleitbild für die teurere
Variante zu stimmen und die Herausnahme der Pauschale für die Erschließung des
neuen Gewerbegebiets im Jahr 2028 zu beantragen. Wir freuen uns über die
Entscheidung des Gemeinderates, die Geldanlage von 3 Mio € bei der Netze-BW zu
beenden. Wir verzichten hier bewusst auf Zinserträge und investieren stattdessen in
unsere aktuelle und zukünftige Generation. Das Geld steht jetzt für dringend
anstehende Investitionen zur Verfügung.
Danke
Am Ende meiner Rede, die noch lange nicht alle Themen abdeckt, über die es sich zu
sprechen lohnt, möchte ich mich beim ehrenamtlichen Bevölkerungsschutz, also bei
der Feuerwehr, dem DRK, der DLRG und allen vergleichbaren Einrichtungen ganz
herzlich für die geleistete Arbeit und den engagierten Einsatz im vergangenen Jahr
bedanken. Wir bedanken uns auch bei den Vereinen und allen weiteren ehrenamtlich
Tätigen. Sie alle sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.
Unser Dank gilt weiterhin allen Bediensteten der Stadt. Besonders bedanken wir uns
bei der Kämmerei. Frau Leyerle und ihr Team haben diesen Haushaltsplanentwurf sehr
ausführlich und nachvollziehbar vorbereitet und uns dadurch lange und zähe Sitzungen
erspart. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit bei Ihnen, Frau
Oberbürgermeisterin Becker und Frau Erste Bürgermeisterin Schönhaar und bei allen
Gemeinderatsmitgliedern.
Wir stimmen dem Haushalt laut Vorlage zu.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Stutensee 3.2.2025
Rathaus in Blankenloch
Vortrag von Stefan Eisenbarth und Annette Jung
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