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16.06.20 –
SDG 7 – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern
Zugang zu Energie ist in unserer modernen Welt ein Grundbedürfnis, das bei weitem nicht für alle Menschen erfüllt ist. Die Energiebereitstellung geht jedoch oft mit Umweltzerstörung, Beitrag zur Klimaerwärmung und menschlichem Leid einher. Wir in Stutensee können mithelfen, an dieser Situation etwas zu ändern.
Wie ist der Stand im Jahr 2020 weltweit?
Für viele Bereiche unseres Lebens ist die Nutzung von moderner Energie unerlässlich geworden. Der Antrieb von Fahrzeugen, die Zubereitung oder Kühlung von Mahlzeiten, Heizung oder Kühlung von Gebäuden, Licht, Computer, Kommunikation sind ohne moderne Energie – vor allem Strom – für die meisten Menschen nicht denkbar. Allerdings hat ein großer Teil der Menschheit keinen Zugang zu diesen modernen Formen der Energie und muss sich mit Feuerholz oder Tierdung als Unterstützung begnügen und ist auf seine eigene Körperkraft angewiesen.
So haben 2017 noch 840 Millionen Menschen, keinen Zugang zu Strom. Die meisten davon leben in ländlichen Regionen Afrikas. Darüber hinaus sind fast 3 Milliarden Menschen darauf angewiesen ihre Mahlzeiten auf uneffizienten Kochstellen mit Feuerholz, Kohle oder getrocknetem Tierdung zuzubereiten. Die hierbei freigesetzten Schadstoffe sind für rund 4 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich, die meisten davon Kinder und Frauen.
Um die negativen Auswirkungen der Energienutzung zu verringern, sollte die Energieeffizienz jährlich um 2,7% steigen. Von 2010 bis 2016 ist sie jedoch nur um 2,3 % pro Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich allerdings das Investitionsvolumen in erneuerbare Energien in Ländern in Entwicklung auf 19 Milliarden US$ pro Jahr mehr als verzehnfacht.
Der Anteil der modernen erneuerbaren Energie an der gesamten Endenergiebereitstellung stieg von 8,6% in 2010 auf 10,2 % in 2016. Herbei sind oben beschriebe uneffiziente und gesundheitsgefährdende Nutzung von Biomasse und Kohle nicht mitgezählt.
Windkraftanlagen und Biogasbehälter in der Emsmündung, Foto: Volker Stelzer
All die Beispiele zeigen, dass die Energiewende - von der alten Energiewelt, die charakterisiert ist u.a. durch große Kraftwerke, zentralisierte Strukturen, wenig Mitsprache der Bürger, fossile und atomare Energiegewinnung, hohe Schadstoffausstoß, katastrophale Öl- und Atomunfälle, große Abhängigkeit vom Ausland, weit verbreitete Energiearmut zur neuen Energiewelt, die charakterisiert ist u.a. durch: mehr kleine und dezentrale Kraftwerke, mehr Mitsprache der Bürger, Energie aus erneuerbaren Energiequellen, deutlich weniger Schadstoffausstoß mit deutlich geringeren Gesundheitschäden, weniger katastrophale Unfälle, geringere Abhängigkeit vom Ausland, weniger Energiearmut - in vollem Gange ist.
Die Frage ist nicht, ob diese Energiewende kommen wird oder nicht, die Frage ist, ob diese Energiewende schnell genug vonstatten geht, um die schlimmsten negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung zu verhindern. Hierzu kann jeder von uns einen Beitrag leisten.
Wie ist die Situation in Deutschland?
Deutschland ist flächendeckend mit Strom versorgt und auch die Wärmeversorgung steht für die meisten Wohnungen zur Verfügung. Es gibt kaum Unterbrechung der Stromversorgung und auch die Gas- und Treibstoffversorgung gesichert.
Problematisch ist, dass in Deutschland die Bereitstellung der Energie in der Regel mit Natur- und Umweltzerstörung und vor allem einem erheblichen Beitrag zur Klimaerwärmung verbunden ist. Aus diesem Grund ist es notwendig, die negativen Auswirkungen der Energienutzung deutlich zu verringern.
Hierzu gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: weniger Energie verbrauchen und die Umweltbelastung bei der Energiebereitstellung verringern. Bei der Steigerung der Energieeffizienz – das heißt des Energieverbrauchs pro GDP – gab es in den letzten Jahren Fortschritte. Sie liegt jedoch weiterhin deutlich unter dem zur Erreichung der nationalen Effizienzziele notwendigen Wert von 2,7% Steigerung pro Jahr.
Auch bei dem Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch sind positive Entwicklungen zu erkennen. Allerdings werden auch hier die für die Einhaltung der Parisziele notwendigen Steigerungen nicht erreicht, wenn man die Effekte aus der Coronapandemie nicht einberechnet. Dies sollte auch nicht gemacht werden, da sich in anderen Wirtschaftskrisen gezeigt hat, dass nach der Krise Emissionsverringerungen oft sehr schnell und teilweise überkompensiert wurde, wenn die „Konjunkturmaßnahmen“ gegriffen haben. Ob die in den Konjunkturpaketen enthaltenen Maßnahmen, die auch die Verringerung der Emissionen aus der Energienutzung zum Ziel haben wirklich greifen, muss sich erst zeigen.
Dabei hat eine neuere Studie ermittelt, dass die deutschen Haushalte im Jahr um die 8,7 Milliarden Euro dadurch verlieren, dass Gebäude nicht ausreichend gedämmt sind. Es sollte also genügend Motivation vorhanden sein in die Dämmung von Gebäuden zu investieren. Vor allem da seit Januar 2020 neue BAFA-Zuschüsse sowie höhere Tilgungs- und Investitionszuschüsse der KfW-Bankengruppe gelten und sich so die Mehrkosten für klimaschonende Anlagen jetzt noch schneller zurück zahlen lassen. Zum Teil werden sie sogar komplett gefördert. Für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus werden z.B. 25 % von bis zu 120 000 € Kreditbetrag erlassen.
Und wie sieht es in unserer Nähe aus?
In Stutensee gibt es gute Ansätze, die negativen Wirkungen auf die Umwelt durch die Energienutzung zu verringern. Die Stadtverwaltung lässt seit 10 Jahren ein Energiekonzept erstellen, über das alle zwei Jahre Rechenschaft abgelegt wird. Hierdurch sind einige Maßnahmen erfolgt, die zu Energieeinsparungen geführt haben - wie der Austausch von sehr energieintensiven Geräten und die Schulung von Hausmeistern, aber auch die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs und die Errichtung von elektrischen Ladesäulen. Allerdings gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Wichtig wäre es, dass alle neu errichteten Gebäude der Stadt so energieeffizient wie möglich gebaut werden. Dies sollte sich auch in den Vorgaben widerspiegeln, die die Stadt an die Bauträger macht, die auf Flächen bauen wollen, die die Stadt zur Verfügung stellt. Stand der Technik ist mittlerweile die Errichtung von Gebäuden, welche mehr Energie erzeugen, als sie benötigen, die sogenannten “Plusenergiegebäude”. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei die Umweltentlastung und die Verringerung des Beitrags zur Klimaerwärmung. Aber es sollte auch nicht übersehen werden, dass eine energiesparende Bauweise ein angenehmeres Wohnen zur Folge hat, da im Winter die Gesundheit weniger mit trockener Heizungsluft belastet wird und im Sommer weniger künstlich gekühlt werden muss. Auch werden oft nur die etwas höheren Investitionskosten gesehen, jedoch nicht die vermiedenen Energiekosten in der Zukunft, obwohl diese mit den von der Politik beschlossenen Kosten für jede ausgestoßene Tonne CO2, weiter steigen werden.
Wichtiger Partner in der Region ist die Energieberatungsagentur des Landkreises zeozweifrei.Die Expert*innen bieten jeder interessierten Person im Landkreis eine kostenfreie Erstberatung zur Einschätzung seiner Energieversorgung an. Sie beraten aber auch Unternehmen und die Kommunen, wie sie Energie einsparen und lokale Potenziale an erneuerbaren Energien ausnutzen können. Mit der Stadt sind sie im Austausch über die Beteiligung am European Energy Award. Einiges ungenutztes Energie- und Kostensparpotenzial liegt in der Stadt bei der Kläranlage Blankenloch, deren hohen Energiekosten jährlich die Abwassergebühr belasten.
Was kann jeder von uns tun?
Das Wichtigste ist, Energie zu sparen, denn jede Kilowattstunde Energie, die nicht benötigt wird, hat auch keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Maßnahmen, die hierbei hilfreich sind:
• weniger fliegen und weniger Auto fahren - Alternativen nutzen (Bahn, ÖPNV, Fahrrad)
• keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor kaufen, insbesondere keine mit hohem Spritverbrauch wie SUVs
• weniger heizen im Winter und weniger kühlen im Sommer
• weniger streamen
• wenig Produkte kaufen
• Gebäude dämmen
Installation eines Solarkollektors in Blankenloch, Foto: Volker Stelzer
Wenn schon Energieverbrauch, dann sollte die Energie so umweltschonend wie möglich erzeugt werden. Möglichkeiten hierzu sind:
• Bezug von Ökostrom und Windgas (unter Einsatz von Windenergie erzeugter Wasserstoff und Methan)
• Beteiligung an einer Genossenschaft, die erneuerbare Energie erzeugt
• Als Wohnungs- oder Hauseigentümer durch Erdwärme- und Solarenergienutzung einen hohen energetischen Selbstversorgungsgrad erreichen
• als Mieter entweder Anschaffung eines steckbaren Solar-Balkonmoduls oder mit dem Hausbesitzer reden, dass er auf dem Dach eine Solaranlage errichtet, die am besten als Mieterstromanlage genutzt wird
Weitere Informationen über die Energiewende von der alten Energiewelt in die neue Energiewelt finden sich u.a. unter:
https://www.planet-wissen.de/sendungen/sendung-lust-auf-energiewende-100.html
https://www.volker-quaschning.de/index.php
Gerne können Sie sich auch mit Fragen an folgende Mailadresse wenden:
volker.stelzer@web.de
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