Nachhaltigkeitsziel: SDG 4 – Hochwertige Bildung

14.04.20 – von Marion Graf-Ernst –

Das Ziel der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 liegt darin, allen Menschen inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und die Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle zu fördern.

Hierzu gibt es ein Zitat von Malala Yousafzai, Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin: „So lasst uns denn den Kampf aufnehmen gegen Analphabetismus, Armut und Terror und dazu unsere Bücher und Stifte in die Hand nehmen. Sie sind unsere wirksamsten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung steht am Anfang von allem.“

Alles Wichtige für unsere Zukunftsfähigkeit ist in dieser Aussage enthalten.

Wie ist der Stand zu diesem Ziel im Jahr 2020?

Weltweit kann ungefähr jedes 6. Kind keine Schule besuchen und insbesondere Mädchen und Frauen wird Bildung, Berufsausbildung und spätere Teilhabe am Arbeitsleben in vielen Ländern immer noch verweigert. Die betroffenen Kinder und Erwachsenen verfügen daher über wenig Wissen. Sie können oft weder Lesen, Schreiben noch Rechnen lernen. Später verdienen sie häufig sehr wenig, weil sie nur gering qualifizierte Tätigkeiten ausüben können oder in Arbeitslosigkeit verharren müssen. Wichtige Qualifikationen und Kompetenzen fehlen, um sich aus eigener Kraft aus der Armut zu befreien, und das geringe Bildungsniveau ist nicht zuletzt auch ein Problem des ganzen Landes. Es kann sich kaum weiterentwickeln und nachhaltig wachsen, da qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Oftmals können Kinder zur Schule gehen, lernen aber trotzdem nicht richtig Lesen und Rechnen. Dies liegt an mangelnder Ausstattung von Schulen und Lehrern. Südlich der Sahara haben die Schulen meistens kein Trinkwasser, keinen Strom, keine Computer und schon gar kein Internet. Lehrer, die qualifiziertes Wissen vermitteln können, gibt es zu wenig.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Deutschland hat ein gut entwickeltes Bildungssystem. Gesetzlich verankerte Schulpflicht für alle Kinder bis zum 18. Lebensjahr, gut ausgebaute Kinderbetreuungsstrukturen auch in der frühkindlichen Betreuung bis zum Vorschulalter bilden die Eckpfeiler. Die meisten Kinder und Jugendlichen gehen regelmässig zur Schule. Aber auch Deutschland kann sich verbessern. In Anpassung an die Strategie „Europa 2020“ der Europäischen Union hat die Bundesregierung als ein Ziel unter einigen anderen vorgegeben, den Anteil der frühen Schulabgänger\*innen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren bis Ende 2020 auf unter 10% zu senken. Kernproblem ist hierbei die soziale Ungleichheit von Bildung in Deutschland. Viele Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, erzielen in der Schule oft schlechtere Ergebnisse und brechen häufiger die Schule frühzeitig ab als Schüler\*innen mit deutscher Muttersprache. Die sozial schwachen Schüler sind oft doppelt benachteiligt, da z.B. fast die Hälfte der sozial benachteiligten 15-jährigen auf Schulen gehen, die selbst in einem ungünstigen sozialen Umfeld liegen. Das schulische Umfeld schlägt sehr viel stärker noch auf die Leistung durch als das familiäre Umfeld. Dadurch ist es auch für diese Gruppe der Schulabgänger in Deutschland schwieriger, erfolgreich in eine Ausbildung oder ins Berufsleben zu starten. Als Indikator für die Verbesserung dieser Situation werden jährlich Stichprobenerhebungen der Bevölkerung und Informationen aus der jährlichen Schulstatistik ausgewertet. Zur Behebung der Benachteiligung sollen laut dem Bildungsdirektor der OECD - Schleicher - drei Dinge wichtig sein: Zum einen muss in Krippen und Kindergärten der Bildungsauftrag noch mehr im Vordergrund stehen und nicht nur die Betreuung. Dies legt die Grundlagen für Chancengleichheit schon sehr früh. Zum zweiten müssen die Ganztagsschulen ausgebaut werden, um soziale Defizite auszugleichen, aber auch, um Talente zu finden und zu fördern. Eine frühzeitige Diagnose von Lerndefiziten und gezielte individuelle Förderung, sind entscheidende Voraussetzungen für bessere Lernergebnisse und mehr Chancengerechtigkeit. Zum dritten sollte die hohe Konzentration von Benachteiligten an bestimmten Schulen und Schularten reduziert werden um dem Problem zu begegnen. Als weiteres Strategieziel soll die Bildung und Qualifikation der Menschen mit schon erfolgtem ersten Schulabschluss kontinuierlich verbessert werden. Unsere hochentwickelte Volkswirtschaft benötigt hoch qualifizierte Arbeitskräfte, um sich stetig zu verbessern und zu entwickeln. Bis Ende 2020 soll ein Anteil von 40% der 30-34jährigen in der Europäischen Union über einen weiterführenden Abschluss wie zum Beispiel ein Abendabitur, Hochschulabschluss oder einen Meister- bzw. Technikerabschluss verfügen. Auch hier wird als Indikator die Stichprobenerhebung der Bevölkerung und die Informationen der Hochschulstatistik herangezogen. Deutschland hängt im EU-Vergleich um ca. 6% (Stand 2017) hinterher, verbessert sich aber kontinuierlich. Um allen gut ausgebildeten Arbeitskräften die Möglichkeit zu geben, am Arbeitsleben teilzunehmen, benötigt es zudem auch Perspektiven für Familien in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierzu wird als Indikator der Anteil der Kinder in Ganztagsbetreuung im gleichen Alter herangezogen. Ganztagsbetreuung bedeutet dabei die Betreuung in Kindertageseinrichtungen mit mehr als 7 Stunden pro Tag ohne Berücksichtigung von Schulkindern und Kindertagespflege. Er bezieht sich ausschließlich auf die Gruppe der 0-5jährigen Kinder. Dieser Anteil soll bis zum Jahr 2030 auf 35 % (0-2jährige) und 60% (3-5jährige) gesteigert werden. Zur Chancengleichheit und Integration sowie zur Verbesserung der Schulfähigkeit und der Gleichstellung von Frauen und Männern soll diese Betreuungsform dienen.

Wie sieht es in Stutensee aus?

Stutensee hat in den vergangenen Jahren viel investiert. Kindertageseinrichtungen, Plätze in der Kindertagespflege und Schulen wurden ausgebaut und saniert. Die Betreuungszeiten wurden an die Bedürfnisse der arbeitenden Eltern angepasst und mit verlässlicher Grundschule und Hort wurde auch im Bereich der Schulkinderbetreuung eine Lücke geschlossen. Aber Stutensee wächst. Immer mehr Familien mit Kindern lassen sich in den Neubaugebieten nieder und so gilt es dringend, „am Ball zu bleiben“, und die Plätze in den Einrichtungen weiter aufzustocken, sowie qualifiziertes Personal auszubilden und vorzuhalten. Zudem muss über ein erweitertes Angebot an Betreuungszeiten nachgedacht werden. Immer noch gibt es - außer über wenige Tagespflegepersonen - keinerlei Angebot für „Randzeitenbetreuung“. Diese Zeiten sind z.B. früh morgens, später abends, nachts oder auch am Wochenende notwendig, wenn beide Eltern zu diesen Zeiten arbeiten müssen. Nicht zuletzt muss jetzt auch bei der Ausstattung unserer Schulen gehandelt werden. Die aktuelle Krise hat uns gezeigt, wie wichtig es auf einmal sein kann – für Lehrer, Schüler und auch Eltern – digital gut aufgestellt zu sein. Schulen, die hier frühzeitig reagiert haben und sich über die vorhandenen Fördermittel Gelder beschafft haben, sind nun im Vorteil beim „Digitalen Lernen“ im „Homeoffice“. Hier müssen wir schnell in all unseren weiterführenden Schulen für die notwendige digitale Infrastruktur und die zukünftige digitale Wissensvermittlung durch Medienkompetenzfächer Sorge tragen. Die Gelder dazu sind vorhanden und müssen aus den Töpfen der Bundes- und Landesregierung abgerufen werden.

Kategorie

Bildung | Integration | Soziales

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