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Wasserenthärtung ja oder nein?

Der umstrittenste Punkt bei der letzten Sitzung des Gemeinderates befasste sich mit der geplanten Wasserenthärtungsanlage für Stutensee. Nach intensiver Abwägung des Für und Wider entschieden sich die Grünen Stutensee dazu gegen den kostspieligen Bau einer Wasserenthärtungsanlage zu stimmen.

02.12.19 – von Christine Stemke –

Der umstrittenste Punkt bei der letzten Sitzung des Gemeinderates befasste sich mit der geplanten Wasserenthärtungsanlage für Stutensee. Nach intensiver Abwägung des Für und Wider entschieden sich die Grünen Stutensee dazu gegen den kostspieligen Bau einer Wasserenthärtungsanlage zu stimmen. Leider wurden sie überstimmt.

Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Wir nehmen pro Tag mehrerer Liter davon zu uns. Einen Teil als vorgefertigte Getränke , aber einen Großteil direkt aus dem Wasserkran z. B. zur Zubereitung von Kaffee, Tee oder um es einfach so zu trinken. Da für das Trinkwasser in Deutschland relativ scharfe Grenzwerten gelten und es einer engmaschigen Überwachung unterliegt, ist Trinkwasser in Deutschland das am besten überwachte Lebensmittel. Das Wasser von Stutensee hat einen guten Zustand. Im Gegensatz zu vielen Regionen v.a. in Norddeutschland weist es relativ niedrige Nitratwerte auf, die deutlich unter den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung liegen. Einige Hinweise in der Literatur, dass auch diese niedrigen Werte die Gesundheit beinträchtigen können, wurden vom örtlichen Gesundheitsamt nicht bestätigt. Auch sind keine PFC-Verunreinigungen bekannt wie in einigen Kommunen aus der Region.

Allerdings ist das Wasser relativ hart. Dies bedeutet, dass es einen relativ hohen Anteil an Kalzium- und Magnesiumionen „Härtebildnern“ aufweist. Die Konzentration dieser Ionen liegt unter den Werten, die die Gesundheit beeinträchtigen. Allerdings beeinflussen sie den Geschmack des Trinkwassers. Von vielen Einwohnern wird dieser Geschmack als positiv angesehen. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Stimmen aus Gebieten mit weichem Wasser, die ihrem Wasser einen guten Geschmack zuschreiben. Dies scheint im wahrsten Sinne des Wortes „Geschmackssache“ zu sein.

Von vielen Menschen wird wahrgenommen, dass sich Kalk z.B. in Leitung, Toilettenkästen, Wasserkochern etc. ablagert. In der Praxis werden in vielen Haushalten diese Geräte mit Essigessenz oder Zitronensäure behandelt, um den Kalk zu entfernen. Bei Großgeräten wie Geschirrspül- oder Waschmaschinen wird Entkalker zugegeben, damit die Reinigungsmittel ihre gewünschte Reinigungsleistung erzielen. In anderen Haushalten wird im Gebäude zentral mit unterschiedlichen Systemen das Wasser enthärtet.

Um diese „Verkalkungsionen“ in Stutensee aus dem Trinkwasser zu entfernen, wurden Planungen für eine zentrale Teilenthärtungsanlage durchgeführt. Das Ergebnis der Planungen ist, dass aus gesundheitlichen Gründen keine Enthärtung des Trinkwassers von Stutensee notwendig ist. Bei der Errichtung der Anlage handelt es sich um eine sogenannte „Komfortmaßnahme“.

Aus der geplanten Anlage werden die aus dem Wasser entfernten Ca2+-, Mg2+- und Cl- -Ionen zusammen mit einem Zusatzmittel dem Antiscalants und unter hohem Energieaufwand in den jeweiligen Vorfluter eingeleitet, ohne die Kläranlage zu durchlaufen. Der Gutachter hebt bei der Bewertung, dass die Auswirkungen nur sehr gering seien, unter anderem darauf ab, dass die Gewässer schon heute kritisch belastet seine oder an der Grenze zur kritischen Belastung stehen. Wir sehen allerdings besonders in länger anhaltenden sommerlichen Trockenperioden Probleme, wenn zu niedrigen Wasserständen und überwärmten Gewässern noch die Konzentrateinleitungen hinzu kommen. Da sich nach Ansicht der meisten Klimatologen diese Situationen mit verstärktem Klimawandel noch dramatischer werden, sehen wir mit Sorge der zukünftigen Gewässergüteentwicklung von Pfinz-Entlastungskanal und Pfinz-Heglach entgegen. Dass die Gewässer jetzt schon in einem kritischen Zustand sind tröstet uns dabei überhauptnicht. Ganz im Gegenteil, nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie sollen in Zukunft alle Gewässer in der EU mindestens eine gute Gewässergüte aufweisen. Wie dies mit der geplanten Zusatzbelastung für die betroffenen Gewässer erreicht werden soll, ist für uns ein Rätsel.

In der beauftragten Studie wurde dargelegt, dass durch verändertes Verhalten Haushalte in Zukunft Geld u.a. durch verringerte Shampoo- und Waschmittelnutzungen sparen würden. Ob diese Einsparungen wirklich realisiert werden, hängt jedoch von vielen Faktoren ab, wie z.B. das aktuelle Verhalten bei der Dosierung von Wasch- und Reinigungsmitteln, dem Entkalkungsverhalten von technischen Geräten und Anlagen und dem Vorhandensein von privaten Entkalkungsanlagen.

Auf der anderen Seite werden Kosten von rund 49 Cent/cbm (ohne Kostensteigerung der Planung und ohne Mehrwertsteuer) angegeben. Bei einem 4-Personenhaushalt mit durchschnittlichem Wasserverbrauchsverhalten wären das rund 90€ im Jahr an Mehrkosten. Wenn man dann bedenkt, dass sich der Wasserpreis durch die anstehenden notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen sowieso um rund 19 Cent/cbm (ohne Kostensteigerungen und Mehrwertsteuer) erhöhen wird und dazu noch Erhöhungen im Bereich der Abwassergebühren einbezieht, da auch dort notwendige Maßnahmen ergriffen werden müssen, so kommen in der Zukunft bei der Nutzung von Trinkwasser ganz erhebliche Mehrbelastungen auf die Bevölkerung zu.

Bei der durchgeführten Informationsveranstaltungen zur Wasserenthärtung hat sich in einem Stimmungsbild eine Mehrheit der Teilnehmenden für die Teilenthärtung ausgesprochen. Da an der Abstimmung gerade mal 2% der Bevölkerung teilgenommen hatten und die Veranstaltung auch nicht als Abstimmung über die Anlagen angemeldet war, hat es sich bei dem Votum nach unserer Auffassung nicht um ein Bürgervotum gehandelt, wie z.B. der Bürgerentscheid über die Lachwaldbebauung. Aus diesem Stimmungsbild zu schlussfolgern, dass eine Mehrheit der BürgerInnen von Stutensee für ein Teilenthärtung sei, ist nach unserer Auffassung nicht gerechtfertigt.

Wir Grünen sind der Überzeugung, dass es sich beim Trinkwasser um ein lebensnotwendiges Grundnahrungsmittel handelt und dass die zusätzliche Kostenbelastung für eine sogenannte „Komfortmaßnahme“ vor allem für Haushalte mit geringem Einkommen nicht gerechtfertigt ist. Aus diesem Grund haben wir geschlossen gegen die Errichtung der Teilenthärtungsanlage gestimmt. Leider wurden wir überstimmt.

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Gemeinderatsfraktion | Natur und Umwelt

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