Schottergärten reduzieren

Der Vorgarten ist meistens für Jeden einsehbar und soll in der Regel vom Betrachter als ordentlich und gepflegt wahrgenommen werden. Dies, glauben viele, kann am besten durch einen Schottergarten erreicht werden.

08.03.19 – von Renate Beyer –

Der Vorgarten ist meistens für Jeden einsehbar und soll in der Regel vom Betrachter als ordentlich und gepflegt wahrgenommen werden. Dies, glauben viele, kann am besten durch einen Schottergarten erreicht werden.

Schottergärten sind zu unterscheiden von

• den klassischen Kies- und Steingärten, die für Trockenheit liebende Vegetation oder zur Bodenabmagerung angelegt werden, z.B. im Stil von Beth Chattos, einer englischen Gartengestalterin

• japanischen Kare-san-siu-Gärten („Zen-Gärten“), die immerhin einen spirituellen Hintergrund haben.

Man kann den Schottergarten im weitesten Sinn von der Entstehung her als eine Pervertierung von japanischen Gärten sehen.

• Nun glaubt man, dass ein Schottergarten pflegeleicht sei: Doch das ist ein Trugschluss.
Im Laufe der Zeit setzen sich dort Samen ab, die vom Wind her geweht werden, auch fällt Laub aus der Nachbarschaft darauf. Das bietet Wildkräutern(die hier unerwünscht sind) die Gelegenheit, sich anzusiedeln. Diese auszurupfen, macht viel Arbeit und so greift man zu Herbiziden(illegaler Weise) oder macht den evtl. doch noch vorhandenen Insekten den Garaus mit Laubbläsern. In den Zwischenräumen der Steine siedeln sich bald Moose, Algen und Flechten an, besonders in feuchten, schattigen Lagen, was den gewünschten Effekt (sauber und ordentlich) zunichtemacht.

• Mikro-Klima am Haus
Die Schottergärten heizen sich in der Sonne auf, speichern Wärme und geben diese am Abend, wenn sich die Luft endlich abkühlen könnte, wieder ab, sodass ein wärmeres Mikroklima am Haus entsteht. Ein Garten mit Erdboden und vielen Grünpflanzen dagegen trägt durch Verdunstungskälte zur abendlichen Abkühlung bei, was gerade Anbetracht der letzten heißen Sommer doch sehr erwünscht ist.

• Vorgärten sind (wie Gärten überhaupt) wichtige Lebensräume für Insekten und Vögel. Diese finden im Schottergarten weder Siedlungsmöglichkeiten(Insekten) noch Futter. Die zunehmende Verödung von Gärten, auch im Zusammenhang mit der fortschreitenden Flächenversiegelung durch Baumaßnahmen ist als ökologisch höchst bedenklich einzustufen.

Was können wir tun?

• In Artikeln verschiedene Pflanzen vorstellen, die besonders wichtig sind für Bienen und Schmetterlinge

• Bei Info-Ständen und in Workshops in Zusammenarbeit mit einer guten Gärtnerei praktische Beispiele zeigen für pflegeleichte Vorgarten-Pflanzen.

Wenn Gartenbesitzer zu der Einsicht kommen, dass sie ihren Garten „renaturieren“ wollen, dann brauchen sie Hilfe:

• Wohin mit dem Schotter? Die Illertisser Stiftung und deren Förderverein bietet mit ihrer Aktion „Entsteint Euch: Aktion für mehr Grün im Garten“ den Teilnehmern an, ihren Schotter auf einer ausgewiesenen Fläche zu entsorgen. Auf dem durch diese Aktion entstandenen Steinhaufen siedelt der Förderverein dann heimische Pflanzen an.

• Abtransport: Vielleicht brauchen die Menschen auch Hilfe beim Transport. Nicht jeder hat einen Anhänger, mit dem der Schotter weggebracht werden kann, der evtl. zuvor von einem Gartenbaubetrieb oder Baumarkt angeliefert wurde. Falls der Garten nicht selbst angelegt wurde, sind evtl. die körperlichen Voraussetzungen für den Abtransport u.U. ebenfalls nicht gegeben. Eine Aktion vielleicht zusammen mit Schulen oder Vereinen könnte da überlegt werden. Stichwort: Wir schaffen Lebensräume für Bienen und Schmetterlinge.

• Hilfreich könnte auch sein eine Liste mit pflegeleichten Pflanzen, die für Tiere dennoch gute Nahrung bieten und sich miteinander gut vertragen, von einem Fachmann / einer Fachfrau erstellt. Evtl. mit Beratung (innerhalb einer Veranstaltung dazu?) bezogen auf den individuellen Standort.

Das Staudenprogramm der Stadt Stutensee ist wohl ein Anfang. Dabei stehen jedoch nur Pflanzen für sonnige Standorte zur Auswahl, halbschattige oder schattige sind nicht aufgeführt. Das könnte man noch erweitern.

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