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17.11.22 –
Zur Begrenzung der Erderwärmung ist die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas für die Wärmeversorgung von Häusern schon lange Thema. Putins unsäglicher Krieg gegen die Ukraine mit dem Ausfall russischer Gaslieferungen drängt uns zum Handeln.
Welche Möglichkeiten gibt es nun, in bestehenden Gebäuden die Wärmeversorgung klimagerecht zu modernisieren? Bereits im Juni dieses Jahres führte der Ortsverband der Grünen Stutensee eine erste Wärmetour durch, wo Gelegenheit bestand, sich anhand von Praxisbeispielen und Vortrag darüber zu informieren. Aufgrund des großen Interesses war die Entscheidung schnell gefasst, solch eine Veranstaltung zu wiederholen.
Am 02.11.2022 trafen sich ca. 25 Interessierte im Süden Blankenlochs zur Besichtigung zweier umgerüsteter Häuser. In zwei Teilgruppen wurde ein Ein- und ein Mehrfamilienhaus im Wechsel besichtigt. Anschließend bestand die Möglichkeit, sich durch einen Vortrag eines Energieberaters mit anschließender Diskussion weiter zu informieren.
Das besichtigte Einfamilienhaus mit ca. 160 qm Wohnfläche wurde 1994 gebaut. 2019 erfolgte die Umstellung von Ölheizung auf Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Warmwasserspeicher für Heizung und Brauchwasser. Eine Photovoltaik-Anlage (PV) mit Batteriespeicher stellt Strom zum Betrieb der Wärmepumpe und für das Haus bereit. Die Eigentümer*innen sind von ihrer Anlage begeistert und beantworteten ausgiebig die zahlreichen Fragen der Interessierten. Es wurde deutlich, dass, obwohl das Gebäude nicht weiter energetisch saniert wurde und keine Fußbodenheizung besitzt, die installierte Anlage im Winter für behagliche Wärme sorgt. Außerdem wurden die Energiekosten deutlich reduziert – besonders mit Blick auf die aktuellen Preise.
Ist eine klimagerechte Wärmeversorgung auch in bestehenden Mehrfamilienhäusern möglich? Diese, während der ersten Wärmetour oft gestellte Frage, wurde durch das zweite Objekt beantwortet. Das besichtigte Mehrfamilienhaus mit drei Wohnungen stammt aus 1962. Es wurde vor kurzem umfassend nach KfW 70-Standard energetisch saniert. Unter anderem wurden die Außenwände gedämmt, das Dach und die Fenster erneuert, die Kellerdecke isoliert und die Heizkörper durch eine Fußbodenheizung ersetzt. Ferner wurden bei zwei Wohnungen Lüftungsanlagen eingebaut, die die Luft über Wärmetauscher mit nur geringem Energieverlust austauschen und Schimmelbildung verbeugen. Die Heizung wurde von Gas auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Pufferspeicher umgestellt. Wie beim Einfamilienhaus stellt eine PV-Anlage mit großem Batteriespeicher Strom zum Betrieb der Wärmepumpe und für das Haus bereit. Ein weiterer PV-Ausbau durch einen Solarzaun nach Süden zur Unterstützung im Winter ist geplant. Die Eigentümer*innen rechnen mit einer Heizkostenreduktion von 90%. Gerne würden sie den günstigen Solarstrom an die Mieter verkaufen. Dies sei bei den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen aber nicht ohne Weiteres möglich.
Für den abschließenden Vortrag kamen noch weitere Bürger*innen zum Sängerheim, so dass schließlich mehr als 30 Interessierte anwesend waren. Mit Christian Diebold konnte ein ausgewiesener Experte als Referent gewonnen werden. Der Architekt und Energieberater arbeitet u.a. für die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK). In seinem Übersichtsvortrag mit dem Titel „Heizen mit Erneuerbaren Energien“ gab er u.a. Infos über historische Hintergründe, eine Übersicht über erneuerbare Energien und die Funktionsweise der Technologien. So wurden z.B. die verschiedenen Typen von Wärmepumpen oder die Auslegung von Batteriespeichern besprochen. Mit dem Fazit „viele Systeme, die zusammenwirken, sind für die Wärmewende erforderlich“ schloss der Referent seinen Vortrag, den die Anwesenden aufmerksam verfolgten.
Bei der anschließenden Diskussionsrunde zeigte sich, dass das Publikum über großes Fachwissen verfügte. So wurde vertieft diskutiert z.B. über den Einsatz von Split-Klimaanlagen als Wärmepumpe, den zunehmend wichtigeren Hitzeschutz von Gebäuden im Sommer oder – durchaus kontrovers – über die Holzverbrennung in heimischen Kaminöfen. Der Austausch setzte sich nach Ende der Veranstaltung bei Brezeln und kühlen Getränken noch fort.
An dieser Stelle nochmals Dank an die Hauseigentümer*innen für ihre – nicht selbstverständliche – Bereitschaft, ihre Heizungskeller für Fremde aufzuschließen, und an Herrn Diebold für seinen informativen Vortrag. Wir hoffen, dass diese Veranstaltung einigen den Anstoß gibt, die angedachte Wärmesanierung der eigenen vier Wände nun tatsächlich anzugehen.
Frank Hornung, Christoph Maier, Volker Stelzer, Kathrin Weisser
OV Bündnis 90/Die Grünen Stutensee
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